Die Rappenlochschlucht und Alplochschlucht zwischen Dornbirn und Ebnit |
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Geologie vom Naturdenkmal Rappenloch und Alploch | |
Reizvoll kontrastieren in der Umgebung von Dornbirn schroffe, aus der breiten Schwemmlandebene des Rheintals aufsteigende Felswände (Steinbrüche) mit den milderen, sanfter geformten Höhen oberhalb von Schwarzach und Bildstein. Seit der Tertiärzeit steigt das junge Faltengebirge der Alpen in großen Hebungsphasen auf. Nördlich der eigentlichen alpinen Gesteine wird ein Streifen von Ablagerungsgesteinen des Alpenvorlandes (die Molasse) noch mitverfaltet. Von der „Flyschzone“ aus, von Norden, führt das Rappenloch als tiefer Einschnitt in die ersten Hartgesteine der Alpen hinein. Das Kalkgestein gehört zusammen mit den Mergeln zur großen geologischen Einheit des „Helvetikum“. Die ursprünglich waagrecht gebildeten Gesteine sind steilgestellt und zerbrochen. Weiter drinnen im Tal, an der Ebniter Straße, gibt übersichtliche Schulbeispiele für großartige Gesteinsfalten. Sie lassen den gebirgsbildenden Schub noch gut erkennen. Vorerst aber scheint die Anordnung der Schichten wirr: Zur Faltung hinzu ist nämlich auch die gebirgsbildende Zerbrechung des Gesteins, sind Klüfte und Verwerfungen gekommen. Wo sich zwei Gesteinspakete gegeneinander reibend bewegt haben, bildeten sich glatte Felsflächen. Langgezogene Striemen geben die Verschiebungsrichtung an („Harnische“, unmittelbar beim ersten Wasserfall auf der linken Wegseite). Viele verschiedene Gesteine bauen das Gebirge dieser Gegend auf. Sie gehören alle zu den sogenannten Mergeln (tonhaltige, dünnschichtige, sehr leicht verwitternde, in sich stark verfaltete, zerbrochene, dunkle Gesteine) oder sind Kalk (ein sehr reines, hartes, widerstandsfähiges Gestein, das die eigentlichen, hellgrauen Felswände bildet). Alle entstanden in der Kreidezeit (Jüngeres Erdmittelalter). Als Schlamm am Boden von urtümlichen Meeren gebildet, sind sie zwischen 100 und 130 Jahrmillionen alt. Als große Besonderheit kann ein mächtiger Granitblock am Beginn des Rappenlochs (bei der Brücke zum Holzlagerplatz) betrachtet werden. Dieser „Exotische Block“ war in der Kreidezeit an einer wüstenhaften Küste schon seit dem Erdaltertum gelegen und zu einem wohlgerundeten Block verwittert. Dann war dieser schöne, grobkristalline Block ähnliches Gestein ist heute in den gesamten Alpen nirgends zu finden ins Meer gestürzt. In Mergelgestein eingelagert, wurde er erst durch Verwitterung und Abtragung durch die Ach vor ganz kurzer Zeit, in der Nacheiszeit, wieder freigelegt (Naturdenkmal). Im Kalkgestein sind Versteinerungen häufig. Sie erzählen von ihrer Entstehung im Meer. An vielen Stellen kann man im Rappenloch Querschnitte von Muscheln erkennen, Längs- und Querschnitte von Korallenästen sind etwas seltener. Ein sehr schöner, fossilreicher Block befindet sich beim ersten Wasserschloss. Am reichsten an Versteinerungen ist aber eine nur wenige Meter mächtige Bank von Grünsandstein, die an manchen Stellen der Ebniter Straße den Kalk überdeckt. Direkt am Eingang des Alplochs liegt sie auf der anderen Bachseite frei. Weil das Kalkgestein von Mergeln sowohl unter- als auch überlagert wird, erreichte die Ebniter Ach bei ihrem Einschneiden sehr unterschiedliche Wirkungen: Der verhältnismäßig harte, wiederstandfähige Kalk wurde nur in engen, nahezu senkrechten oder sogar überhängenden Klammen durchschnitten. Die weichen Mergel wurden jedoch zu beckenartigen Weitungen ausgeräumt. Mehrfach traf die Ach bei ihrem Lauf durch die Faltenzüge auf Kalkgestein. Es sind jene Stellen , die heute landschaftliche Höhepunkte bilden: Der erste Wasserfall, der Bereich vom Wasserschloss bis zum Ausgang der Klammstrecke unterhalb der Straßenbrücke, das Alploch (und die Schaufelschlucht höher obern an der Ebniter Straße). Die bewaldeten „Mergelbecken“ liegen zwischen diesen Abschnitten. Die Abtragungsleistung des fließenden Wassers ist somit in den „weichen“ Mergelstrecken um ein Vielfaches größer als in den Kalkklammen. Alljährlich entstehen aus der Zerkleinerung des Mergels gewaltige Schlammengen, die von der Ach mitgerissen werden. Wo das Wasser aber ruhig ist im künstlich gestauten Staufensee wird der Schlamm abgelagert. Oft muss der See durch Öffnen der Stausperre ausgespült werden, wenn er nicht verlanden soll. Die Leistungen des fließenden Gebirgsbaches im Kalkgestein lassen Eleganz und Kraft ahnen. Rasch, um einige Zentimeter alljährlich, schneidet sich das geschiebeführende Wasser in die Tiefe. Jeder Kluft und Unebenheit folgend, nützt es das große Gefälle zu einer nahezu ununterbrochenen Folge kleiner Wasserfälle. An deren Grund schaffen die aufprallenden Wassermassen vor allem bei Hochwasserverhältnissen runde Hohlformen. Große Felstöpfe (Kolke), deren Wände vom drehenden Wasser wie poliert erscheinen. Klamm- und Kolkbildung sind im unteren Abschnitt des Alplochs am schönsten zu sehen, weil das Gestein hier wenig gestört ist und die Schichten beinahe senkrecht stehen. In nur 10.000 Jahren, also nacheiszeitlich, ist diese ganze Erosionsleistung der Ebniter Ach geschehen und verhalf Dornbirn zu seiner größten Naturattraktion. Während der letzten Eiszeit lag die Erdoberfläche noch in Höhe der Straßenbrücke über dem Rappenloch. Erst oberhalb davon sind Gletscherablagerungen (Moränen) vorhanden, stellenweise in großer Menge. In einigen Bereichen, vor allem am Staufenspitzhang hoch über dem Rappenloch, werden die nicht verfestigten eiszeitlichen Schottermassen aus steilen Hanglagen in Runsen und Rinnen zu Tal geschwemmt. Wildbachverbauungen bemühen sich, dagegen anzukämpfen und den umliegenden Wald zu erhalten. An der Ebniter Straße begegnen wir mehrmals schützenden Verbauungen, großen, die Bachsohle haltenden Mauern. Am Ende der letzten Eiszeit, als draußen im Rheintal noch der abschmelzende Riesengletscher lag, der lokale Ebnitergletscher aber schon zurückgewichen war, füllte ein Stausee große Teile des Tales: Der Rheintalgletscher war seine natürliche „Staumauer“. Im See sanken die feinen Trübstoffe ab und bildeten Lagen fetten Lehms. Am Weg vom Staufensee zum Karren sind sie stellenweise erhalten, auch dort am Weg aus dem Alploch zur Straße hinauf, wo das Buchenwäldle beginnt. Dieser Wald bedeckt die groben Trümmer eines Bergsturzes, der auf dem Staulehm liegt (und also noch jünger sein muss). Dennoch haben sich in die Flanken seiner Kalkblöcke durch chemische Lösung bereits wieder tiefe Rinnen („Karren“) eingeschnitten. Die Erschließung der Klammen, Steilhänge und Schluchten ist ungemein schwierig. Für die Nutzung durch den Menschen hatten sie wenig Wert. Deshalb blieb eine naturnahe Erholungslandschaft erhalten, die zum guten Teil aus dem Vegetationstyp des Schluchtenwaldes besteht: In diesen schattigen, feuchten Gebieten stocken abwechslungsreiche Nadelwälder (nur auf der Sonnenseite mit Buchen durchmischt), in denen die sonst so seltene Eibe noch häufig ist. Als typische Art des Schluchtenwaldes wächst hier auch die eigenartige Hirschzunge, der einzige geschützte Farn der Alpen.
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