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Ruine Ehrenberg - Fort Claudia - Festung Schlossberg
16. März 2004

2. Winterwanderung von der Klause zur Burgruine Eherenberg. Stolz präsentiert sich die Burgruine der langen Autoschlange, die sich über Füssen zum Fernpass zieht. Der 2. Parkplatz kurz nach der Ausfahrt nach Reutte lädt ein zur beschaulichen Rast. (F=Standort für's Foto). Die 1.Winterwanderung finden Sie -> Hier

© Bayer. Vermessungsverwaltung

Rot = Rundgang 1= Ehrenberg 2 = Schloßberg. Violette Routen sind alternativen, welche noch nicht begegangen wurden. 3 = Fort Claudia

Hier blicken wir rechts über der Burg die Festung Schloßberg und links die Festung Fort Claudia.

  

Wer zur Burgruine wandern will, fährt noch ein kleines Stückchen auf der Hauptstraße weiter und biegt rechts hinunter zur Jausenstation Klause. Es gibt zwei Wege hinauf zur Burg. Der einfachere führt von der Klause aus, der interessantere, aber wesentlich anspruchsvollere Weg beginnt am Anfang des großzügigen Parkplatz ganz unscheinbar.

 

  

In einigen kurzweiligen Serpentinen erreichen wir auf dem Pfad, der hier noch unter Altschnee und Eis begraben ist, das nördliche Eingangstor.

  

Ein weiter Hof mit Bänken und viel Sonne, eine herrliche Aussicht auf die Bergwelt und mehrstöckige Mauerreste, und der kleine Rucksack mit der deftigen Brotzeit lassen die Herzen höher schlagen. Nach kurzer Rast treibt uns die Neugier weiter, links an der Burg vorbei zum Haupteingang.

  

Verschachtelt führt der Weg durch die Tore zu immer weiteren Innenburgen mit  stattlichen Mauern.

  

Imposant der Blick hinüber zum Schlossberg mit der Festung Schlosskopf.

  

  

Wir verlassen die Burg auf der Südseite und steigen hinunter zum Sattel. Wer möchte, kann hier bequem zur Klause hinunter wandern. Wir aber nehmen den Steilen Weg zur Feste Schloßkopf in Angriff.

Europäisches Burgenmuseum Ehrenberg


Ehrenberg – die größte Festung Tirols (Klaus Wankmiller)

Eine Burg im Wechselspiel der Geschichte Tirols und des Allgäus

Reutte in Tirol

Seit kurzer Zeit fallen dem Reisenden von Nord nach Süd beim Eintritt in die Alpen bei Reutte die ausgeholzten vier Burgen ins Auge, die noch vor gut 200 Jahren zur größten Festung Tirols gehörten. Sie sind Zeugen einer wechselhaften Geschichte, die oftmals auch Auswirkungen auf das angrenzende Allgäu hatte. Ein tragischer Schicksalsschlag für Ehrenberg und Füssen ereignete sich vor genau 300 Jahren, als im Spanischen Erbfolgekrieg 1703 die Burg und die Stadt den Truppen des Bayerischen Kurfürsten Max Emanuel Tribut zollen mussten.

Hoch über der Straße, die schon zur Zeit der Römer als Verbindung zwischen Augsburg und den Oberitalientischen Städten diente (Via Claudia), errichtete Graf Meinhard II. von Görz-Tirol eine Burg, die zur Überwachung des Alpenübergangs und als Sitz des Gerichts Ehrenberg diente. Als erster Hauptmann von Ehrenberg wird 1293 Heinrich von Starkenberg erwähnt. Die Burg selbst wird in einer Baurechnung von 1296 erstmals genannt: „castrum novum in Kaczperch“, also eine neue Burg auf dem Katzenberg. In diesen Quellen taucht auch die Bezeichnung „iudicium extra Verren“, also das Gericht außerhalb des Fernpasses auf, die für die Namensgebung „Außerfern“ als Pate gilt. An der Burg selbst wurde mindestens bis 1317 gebaut. In diesem Jahr wird mit der Bezahlung einer Rechnung für 4200 Dachziegel ein Abschluss der ersten Bauphase angenommen.

Die Klause – eine mittelalterliche Mautstation

Ab 1317 wird ein „domo constructa sub castro Erenberch“, ein befestigtes Gebäude unterhalb der Burg Ehrenberg, genannt. Es diente als befestigte Wegsperre, um vor allem den Salzhandel und den Transport von Waren zu überwachen und Maut einzubehalten. Die so genannten „Pfleger“ (Verwalter) von Ehrenberg wechselten in rascher Folge, unter anderem auch Adelige aus dem angrenzenden Schwaben, wie zum Beispiel Thomas von Freyberg (1408), Walter von Freyberg (1442) und der Augsburger Geschäftsmann Georg Gossembrot (ab 1477). Dieser Kaufmann aus dem Geschlecht der Welser wollte durch die Zolleinnahmen an der Ehrenberger Klause die leere Finanzkasse des Kaisers Maximilian I. wieder füllen und setzte sich verstärkt für die Erhebung Reuttes zum Markt am 5. Juni 1489 ein. Unter der Pflegschaft von Gossembrot wurde die Burg Ehrenberg zwischen 1482 und 1485 erneuert. Das Leben des Freundes von Kaiser Maximilian I. endete tragisch. Er wurde mit einer Blutwurst vergiftet. Sein Grabstein befindet sich in der St.Mang-Kirche in Füssen.

Schon Kaiser Maximilian erkannte die hervorragende Lage Ehrenbergs, die man zu einer Festung ausbauen könnte. Er hielt sich gelegentlich zur Jagd dort auf oder fischte am nahen Plansee. Am 10. April 1494 schrieb er von Schwangau an Erzherzog Sigmund: „Wellen auch Alles Erenberger-Clausen gegenüber befestigen vnd den ganzen Weg um den grossen See hinumb auch dazu richten gegen Füssen wercz. Jedes mit einem starkhen Thurm“. Doch leider wurden diese Ratschläge damals noch nicht berücksichtigt.

Kriegerische Auseinandersetzungen

Schon während der Appenzeller Kriege (1402 bis 1408) sollte Ehrenberg erobert werden. Die Appenzeller wurden jedoch bei der Belagerung der Stadt Bregenz am 13. Januar 1408 besiegt und am weiteren Vorrücken gehindert. Im Bauernkrieg von 1525 wurde auf Druck der Bauern der unbeliebte Pfleger Gabriel Salamanca abgesetzt. Die Burg wurde aber verschont.

Ein weiterer Schicksalsschlag ereignete sich 1546, als der protestantische Bund der Schmalkalden versuchte über Füssen nach Tirol einzufallen. Die Regierung in Innsbruck schickte vier Mann zur Bewachung Ehrenbergs. Wenig später erhielten die Verteidiger 16 Mann Verstärkung. Außerdem rückte der Haller Richter Hans Graff mit 20 Mann an. Von den 200 geforderten Gerichtsuntertanen erschienen nur 29. Das Heer der Schmalkalden rückte mit 2000 Mann am 11. Juli 1546 bei Nacht bis Ehrenberg vor und nahm Burg und Klause ein. Die Schäden, die der Burg zugeführt wurden, konnten erst 1551 wieder behoben werden.

Als Moritz von Sachsen 1552 wieder über Füssen gegen Ehrenberg zog, konnte er am 19. Mai Burg und Klause über den unbewachten Falkenberg umgehen und beschießen. Die Burg konnte von den Truppen des Pflegers Friedrich von Hausen gehalten werden. Die Klause wurde von den abziehenden Truppen geplündert. Die neuerliche Instandsetzung dauerte bis 1555. Zwischen 1607 und 1609 wurde die Anlage nochmals erweitert, damit sie auch den modernen Pulvergeschützen Stand halten konnte.

Diese Befestigung zahlte sich aus, denn als im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ein Heer unter Herzog Bernhard von Weimar mit 6000 Mann gegen Ehrenberg zog, konnte die Festung unter Erzherzog Leopold V., der persönlich anwesend war, gehalten werden. 1646 wurden die Geschütze der Burgen Falkenstein, Eisenberg und Hohenfreyberg nach Ehrenberg gebracht, bevor die drei Allgäuer Burgen am 15. September 1646 vor den heranrückenden Schweden in Brand gesteckt wurden.

Fort Claudia

Schon Kaiser Maximilian I. erkannte die Bedeutung des Falkenbergs. Durch die zahlreichen Einfälle und vor allem die Schwedengefahr entschloss man sich, auf diesem der Burg Ehrenberg gegenüberliegendem Hügel eine Befestigung zu bauen. Den Auftrag hierfür erteilte Claudia von Medici, die Witwe Erzherzogs Leopold des V., dem Baumeister Elias Gumpp. Zwischen 1639 und 1645 wurde ein Großteil des „wol angesechnen Forte Sancta Claudia, welche von gueten Maurwerkh unnd Quaderstukhen aufgefiert“, vollendet. Die Auftraggeberin stand mit ihrem Namen Pate.

Der „Bayerische Rummel“ von 1703

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) sah sich der Bayerische Kurfürst Max Emanuel um sein Erbe betrogen und stellte sich gegen den Kaiser auf die Seite Frankreichs. 1703 fiel er über das Inntal in Tirol ein. Am 19. Juni 1703 wurde die Festung Kufstein genommen. Wer sich nicht ergab, wurde gebrandschatzt (zum Beispiel Zirl). Mit mehreren Truppenteilen rückte man bis ins Tiroler Oberland und ins Außerfern vor.

Diesmal rückte man vom Fernpass (Zwischentoren) kommend gegen Ehrenberg vor. Von dieser Seite aus war Ehrenberg nicht so gut befestigt. Der Kommandant von Ehrenberg, Johann Gaudenz von Rost, übergab nach zweitägiger Belagerung am 3. Juli 1703 die Festung und flüchtete. Die Bauern der Umgebung ergriffen jetzt die Initiative und zogen auf den Schlosskopf, der Ehrenberg weit überragt, von Rieden aus Geschütze. Es gelang ihnen unter großen Mühen am 7. August 1703 Ehrenberg zurückzuerobern. Die abziehenden bayerischen Truppen wendeten sich nun gegen Füssen, das noch im gleichen Jahr von Tiroler und französischen Truppen (19. Dezember 1703) besetzt wurde. Der Sieg des Landsturms vom Schlosskopf aus hatte zur Folge, dass nun auch dieser ins Festungsensemble einbezogen werden sollte.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden am Kniepass, bei Roßschläg, am Gaichtpass und bei Ehrwald Schanzen gebaut, die den anrückenden Angreifern ein erstes Hindernis boten. Den Rest einer solchen Schanzmauer kann man erkennen, wenn man auf der Umfahrung Reutte von Füssen kommend in Höhe der Ausfahrt Reutte-Nord zur Kniepasshöhe schaut. Diese Schanzen sind Teil des Verteidigungskonzepts des Festungsensembles Ehrenberg.

Die größte Festung Tirols

1726 wurde mit dem Bau der Festung auf dem Schlosskopf begonnen. Finanzielle Gründe waren vermutlich die Ursache, weshalb die Arbeiten nur langsam vor sich gingen und teilweise sogar eingestellt wurden. Am 28. August 1733 wurde jedoch eine neue Bauphase eingeleitet, bei der auch der Abt des Benediktinerklosters St. Mang in Füssen, Dominikus Dierling (1671-1738), anwesend war. Erst unter dem Festungskommandanten Johann Andre von Pach wurde dieses letzte Bollwerk 1741 fertiggestellt. Die Festung zeigt interessante Merkmale eines Verteidigungsbaus aus der Barockzeit. Neben zahlreichen Geschützstellungen findet man viele unterirdische Gänge und einen Kreisverkehr, der als Ausweichstelle für den Geschütztransport diente.

Nur 41 Jahre war dieser Festungsabschnitt besetzt, denn 1782 ließ Kaiser Josef II. durch das Licitationsedikt alle Festungswerke Nordtirols aufheben, da sie für die moderne Art der Kriegsführung nicht mehr benötigt wurden und zu großen finanzielle Belastungen für den Staatshaushalt führten.

Seither schlummerten die vier Festungsteile einen Dornröschenschlaf. Schon in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der älteste Teil von Ehrenberg durch den damals gegründeten Förderverein ausgeholzt. Seit dem Jahr 2000 sind nun alle vier Burgenteile wieder sichtbar und werden in den nächsten Jahren restauriert und vor dem weiteren Verfall geschützt. Über den Fortschritt der Arbeiten kann sich jeder bei einer Frühlingswanderung überzeugen. In der Klause soll in den kommenden Jahren das Europäische Burgenmuseum seinen Sitz haben und Zeugnis über das Leben in den Burgen abgeben.

Text: Klaus Wankmiller

weitere Wanderungen in dieser Region sind:

- Ruine Ehrenberg März 2003 und März 2004 - Fort Claudia - Festung Schlossberg - Rotlech Wasserfall - Romantik Rundwanderweg Weissenbach - Mühlwaldrundweg Teil 1 und Teil2

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